Der Vogerlsalat, wie man ihn in Österreich nennt, also der „gewöhnliche Feldsalat“ (Valerianella locusta, gehört zur Unterfamilie der Baldriangewächse), ist schon eine recht erstaunliche kleine Pflanze!
Obwohl sie so klein ist, ist sie doch „meist winterhart“, lese ich in meinen Büchern nach, aber was genau heißt „winterhart“? Temperaturen unter 0° können ihr nichts anhaben, auch ein paar Tage unter einer Schneedecke übersteht sie? So ein kleines Pflänzchen müsste doch erfrieren, oder? Wie soll man sich das vorstellen, wenn man es nicht selbst getestet hat?
Also habe ich Vogerlsalat ins Hochbeet gesät, um ihn über den Winter stehen zu lassen, recht spät im Gartenjahr, am 3. September 2016, an sich nichts Ungewöhnliches. Er wächst gar nicht mal so schnell, erst einen Monat später – am 2. November – waren es ordentliche Pflänzchen und am 19. November wäre er wohl erntereif gewesen. Wie man am Laub der Birke erkennen kann, tiefster Herbst im Garten, alles andere längst abgeerntet und aufgegessen.
Jetzt geht die Geschichte aber erst richtig los, denn ich habe den Salat eben nicht geerntet, sondern im Hochbeet belassen. Von anderen Salaten weiß man, dass sie, wenn man sie nicht erntet, weiter wachsen, lange Stiele bekommen, gegen die Spitze hin immer dünner werden, die Blätter kleiner, bis der Salat dann zu blühen beginnt. Nicht so der Vogerlsalat. Der bleibt, wie er ist, steht da ´rum als gäbe es den Winter gar nicht, und wartet geduldig, bis ihn jemand verspeisen will.
Das erste bisschen Schnee kam dann am 20. Dezember, ist aber nicht lange liegen geblieben. Noch viel mehr kam am 8. Jänner, der Garten war von einer 10 cm dicken Schneedecke überzogen. An diesem Tag wollte ich wissen, wie es dem Salat geht, habe also im Hochbeet den Schnee beiseite geschoben und nach Vogerlsalat gesucht – und auch gefunden. Er hat gar nicht mal so hübsch ausgesehen, sehr arm, eher matschig und verwelkt. OK. dachte ich, das war´s, der ist im Salat-Himmel, den kannst du vergessen.
Links 6. Jänner, rechts 8. Jänner
Der Schnee ist geschmolzen, der Vogerlsalat geblieben, er hat sich wieder erholt und später ausgesehen wie vor dem Schnee, am 14. Jänner kam dann auch noch Schneegrieseln, dann eisige Kälte, so um die -8 Grad in der Nacht, ein paar Tage lang.
Und am 22. Jänner wollte ich ihn endlich von seinem frostigen Schicksal erlösen und zwecks Verspeisung ernten, ging also Abends in den Hof, um ihn zu pflücken, habe aber nicht bedacht, dass die Erde gefroren sein könnte. Und wie sie gefroren war, die Erde im Hochbeet war steinhart und die Wurzeln natürlich nicht heraus zu ziehen. Um die Blätter beim Anziehen nicht zu zerdrücken habe also einen großen Schraubenzieher (!!!) geholt und den Salat aus der gefrorenen Erde gestemmt (!!!). Davon gibt es kein Foto, es könnte aber sein, dass die Damen im Yogastudio gegenüber es beobachtet und sich gewundert haben. Er hat dann in der Salatschleuder "nicht mehr ganz frisch" ausgesehen, etwas erfroren halt, dunklere, weichere Stellen. Fast – aber eben nur fast – wäre er im Kompost-Küberl gelandet.
Geschmeckt hat er dann aber durchaus, wie frischer Feldsalat eben schmecken soll.
Und weil Salat-aus-gefrorener-Erde-stemmen gar nicht so einfach und auch recht anstrengend ist und etwas länger dauert, habe ich ein paar Pflanzen stehen lassen, vielleicht auch übersehen, im Winter ist es am frühen Abend ja finster. Aufgehoben für weitere Beobachtungen könnte man sagen.
Einiges an Winter-Wetter ist seit damals noch passiert, in der Nacht Temperaturen um 0° und darunter. Am 1. Februar noch einmal 10 cm Schnee, der auch länger liegen geblieben ist.
Heute stehen die restlichen Pflänzchen immer noch geduldig im Hochbeet und warten auf ihre Ernte, sie sehen immer noch – oder eigentlich wieder – fast so aus wie voriges Jahr im Herbst.
Diese Fotos sind vom 15. Februar 2017
Ist doch unglaublich, oder? Vielleicht lasse ich sie noch im Beet, bis sie blühen, das könnte ab Ende März der Fall sein. Dann wäre das nicht das Ende der Geschichte.